Mein erster Roboter

von Marcus Beyer

Weil sie die Arbeitswelt rationalisiert, hat die Automatisierungstechnik verständlicherweise einen zwiespältigen Ruf in unserer Gesellschaft. Andererseits bringt sie aber auch handfeste Vorteile für jeden von uns. Beispielsweise mag sicherlich kaum noch jemand freiwillig seine Waschmaschine gegen ein Waschbrett eintauschen. So ergab sich für mich schon früh ein Zukunftsbild, welches in gewisser Weise mein Interesse an der Informatik legitimieren sollte: Ein Mensch dieser möglichen Zukunft wird, von stumpfsinniger Arbeit befreit, seine Zeit voll dazu einsetzen können, seinen Interessen nachzugehen – sei es Wissenschaft, Philosophie, Kunst, Sport, Erziehung, Altenpflege oder was auch immer. Der eine oder andere mag die gewonnene Zeit auch zur Tiefenentspannung einsetzen, wie Zager und Evans es in ihrem Hit „In the Year 2525“ andeuteten ;-)

„In the year 5555
Your arms hangin' limp at your sides
Your legs got nothin' to do
Some machine's doing that for you.“

Auch das Wischen oder Saugen von Staub – der sich vor allem wegen der hohen Teilungsgeschwindigkeit unserer Hautzellen unweigerlich täglich ansammelt – gehört bei nur sehr wenigen Menschen zu den beliebteren Freizeitaktivitäten. Da ich nicht zu diesen Putzliebhabern gehöre, interessiere ich mich schon seit einiger Zeit für Roboter, die mir diese Aufgabe abnehmen könnten. Zunächst erschien der Trilobite auf dem Markt, dann der RoboCleaner. Der Haken bei beiden ist vor allem ihr jeweils vierstelliger Preis – nicht gerade üblich für einen Staubsauger. Anschließend kam der Roomba mit einem dreistelligen Preis daher, was für mich schon deutlich vernünftiger klang.

RoboMop

Wie ich nun den RoboMop für nur etwa 20 € entdecke, wird mir klar, dass es Zeit für einen Versuch ist, die Robotik in unserem Haushalt zu etablieren. Natürlich ist die Komplexität solch eines Gerätes minimal; so könnte man sich fragen, ob der Begriff „Roboter“ hier adäquat ist. Nun ist er bei seiner Tätigkeit aber doch ziemlich autonom, was schließlich ausschlaggebend für mich ist.

Der RoboMop ist im Kern eine Kugel, die relativ willkürliche Bewegungen ausführt. Seitlich um diese Kugel herum befindet sich ein Käfig, an dessen flacher Unterseite man ein Tuch aus Mikrofasern durch Andrücken befestigt. Die Reinigung mit dem RoboMop funktioniert natürlich (wie auch mit einem manuellen Staubmopp) nur auf teppichfreien Böden.

Tägliche Reinigung vorausgesetzt reicht ein Tuch ungefähr für eine Anwendung, die normalerweise 1–2 Stunden dauern kann. Danach soll man das Tuch anscheinend im Restmüll entsorgen. Zwar könnte man die Staubklumpen und Haare vom Tuch zupfen, was aber nicht wirklich Freude bereitet. Ein derartiges Tuch kostet ca. 0,4 €. Damit man den RoboMop erneut einsetzen kann (sowie auch vor dem allerersten Einsatz), soll man den integrierten Akku 3–5 Stunden an das mitgelieferte Ladegerät hängen.

Akku

Und da ist auch schon der erste Haken: wenn der RoboMop länger als 5 Stunden am Ladegerät hängt, kann sein Akku beschädigt werden. Leider steht davon nichts in der mitgelieferten Anleitung, weshalb mein Exemplar schon vor der ersten Anwendung außer Gefecht gesetzt wird.

Da der Mignon-Akku (AA) nur durch eine Schraube gesichtert ist, lässt er sich glücklicherweise relativ einfach austauschen. Als Ersatz wähle ich einen Akku mit größerer Kapazität: einen Varta „Photo Accu“ mit 2300 mAh für ca. 4,5 €. Ersten Tests nach zu schließen, kann ich diesen Akku ohne Probleme 8–12 Stunden lang am RoboMop-Ladegerät lassen – also auch über Nacht! Die Arbeitsdauer des Roboters erhöht sich auf über 4 Stunden.

Da der Kopf oben genannter Schraube (Größe M2,5) den Einsatz nicht in gutem Zustand überlebt hat, tausche ich diese gegen ein höherwertigeres Exemplar aus.

Zwischenzeitlich überlege ich, den Akku zum Laden jedes Mal aus dem RoboMop zu entfernen. Ein ordentliches Ladegerät überlädt den Akku schließlich nicht. Die Idee verwerfe ich aber wieder, da das Gewinde aus Plastik ein tägliches Schraubmanöver vermutlich nicht lange überleben würde.

Nutzen

Nach ein paar Tagen hat sich RoboMop in unserem Haushalt eingelebt. Staub und Haare entfernt er effektiv und – im Gegensatz zu Staubsaugern – auch leise. Es macht richtig Spaß, ihn durch die Gegend flitzen und für einen arbeiten zu sehen. Am meisten hilft er im Schlafzimmer: der Staub unterm Bett war uns schon immer ein Dorn im Auge ;-) Manchmal klemmt sich RoboMop an der Heizung fest. Aber irgendwie können wir es diesem putzigen Gesellen nicht richtig übel nehmen. Wir wollen unseren Roboter nicht mehr hergeben.

Auch unsere einjährige Tochter mag ihn. Sie schaut ihm neugierig hinterher oder jagt ihn regelrecht durch den Raum. Dabei lassen wir den RoboMop jedoch ohne seine Putzausrüstung herumflitzen. Denn Jana schnappt sich nur allzugerne das Tuch und steckt ihr Bein anschließend durch die Öffnung …

Fazit: Der RoboMop ist ein prima Gerät für teppichfreie Räume mit ein paar kleinen Hürden, die man besser kennen sollte. Durch den winzigen Preis ist dieser Roboter für jedermann erschwinglich.

Ausblick

Mittlerweile wurde der RoboMop überarbeitet. Die neue Version (erkennbar am LCD und bunten Knöpfen) soll sich Gerüchten zufolge durch einen Überladeschutz auszeichnen. Allerdings ist diese neue Version noch etwas schwer zu finden (Stand: August 2005).

Interessanterweise will iRobot demnächst einen Roboter namens Scooba auf den Markt bringen, der in einem Arbeitsgang saugen, nass wischen und sogar wieder trocknen können soll. Es bleibt also spannend.